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ZWISCHEN ARBEITSPLATZ UND WIRTSCHAFTSSTANDORT
Serie "Elektromobilität in Witten" [?]Elektromobilität in Witten 1 Mio. Elektro-Pkw sollen bis 2020 auf deutschen Straßen fahren. Diesem steilen Vorsatz konnten die Neuwagenkäufer bislang nicht viel abgewinnen. Seit Mai 2016 ködert die Bundespolitik mit einer Umweltprämie. Aus der tröpfelnden Nachfrage soll ein Kaufrausch werden. Anlass genug, bei den Wittener Autohändlern nachzufragen, wie der Verkauf läuft und wie sie die Prognosen einschätzen. Und in der Stadt nach Vorboten einer elektromobilen Zukunft zu suchen., Teil 4: Autohaus Warhold
Infrastruktur „größtes Problem“

Text und Fotos (3): Walter Budziak, 27.1.2017

Mit unter 1 000 Fahrzeugen lag der Nissan Leaf 2015 an sechster Stelle der Pkw-Neuzulassungen mit E-Antrieb in Deutschland [?]QuelleKraftfahrtbundesamt (KBA). Neben den einschränkenden technischen und logistischen Schwierigkeiten setze sich auch die Politik nur "halbherzig" für Elektromobilität ein. Auch in Witten sei "wenig passiert". Und der Handel könne das Engagement nicht alleine leisten.


Carsten Warhold: Eine Ladesäule pro öffentlichem Parkplatz - Foto: wab

Carsten Warhold: als Vorreiter zu klein - Foto: wab

Carsten Warhold: Viele könnten mit Elektromobilität "gut zurechtkommen". - Foto: wab
„Viele Steine“ müssten auch nach Meinung von Carsten Warhold „noch aus dem Weg geräumt werden“, wenn der Elektromobilität in naher Zukunft zum Durchbruch verholfen werden solle. Auch er sieht in einer vernachlässigten Infrastruktur „das größte Problem“. Eine Ladesäule pro öffentlichem Parkplatz, mindestens für jeden zweiten Arbeitnehmer eine Ladesäule am Arbeitsplatz, mindestens eine Ladesäule pro Wohneinheit bei allen neu gebauten Ein- und Mehrfamilienhäusern, kostenlose Lademöglichkeiten an Supermärkten und Einkaufszentren, das wären „ordentliche Anreize“, meint der Nissan-Händler, der auf seinem Gelände nahe der Universität während der Geschäftszeiten eine frei nutzbare Ladesäule bereitstellt.

Verkäufe „wie geschnitten Brot“

Warhold sieht aber noch weitere Hürden auf der Straße in ein elektromobiles Zeitalter. „Die Bezahlerei muss einfacher werden“, fordert er. Für zwei Stunden Ladezeit mit Haushaltsstrom an einer normalen Tankstelle habe er zehn Euro bezahlt, weil es kein einheitliches Abrechnungssystem gebe und weil die Angestellten nicht gewusst hätten, wieviel sie abrechnen sollten.

Ebenso undurchsichtig komme ihm die Strategie der Hersteller vor. „Ich kenne deren Kalkulation nicht“, fragt sich Warhold, in welchen Regionen welche Mengen abgesetzt werden sollen. In Island ließen sich E-Autos „wie geschnitten Brot“ verkaufen, auch die der Marke Nissan. Das könne auch an den Strompreisen liegen. Die lagen dort laut Eurostat, dem Statistikamt der EU, 2015 bei 13 Cent pro Kilowattstunde gegenüber 30 Cent in Deutschland.

„Wir kaspern schon lange damit rum“

Da sich die Politik auch nur „halbherzig“ für die E-Mobilität einsetze, laste das meiste Engagement auf den Händlern, klagt Warhold. Er sehe bei sich dafür wenig Spielraum. Der Hersteller Nissan halte sich bei verkaufsfördernden Aktionen bedeckt, Werbung müsse er selbst finanzieren, und da sehe er schnell ein deutliches Missverhältniss zwischen Aufwand und Nutzen. Grundsätzlich stelle sich für ihn bei der E-Mobilität die Frage: „Wer muss Geld in die Hand nehmen, um so was zu machen?“ Er sei an der Stelle als Vorreiter „dafür zu klein“. Auch die Stadt Witten verknüpfe ihre Ausschreibungen immer mit Bedingungen. „Wir kaspern schon lange damit rum, passiert ist wenig“, zieht Warhold ernüchtert Zwischenbilanz.

Aufgeben möchte er die Vorstellung von einer umweltschonenderen Mobilität aber trotzdem nicht. „Ich fand die Idee von Anfang an gut“, sagt Warhold. Leaf heißt das Modell, das Nissan im rein elektrisch angetriebenen Pkw-Segment anbietet. Ein Vorführwagen steht bei Carsten Warhold immer bereit. Seine Kunden weist er auch, wenn die Gebrauchsgewohnheiten passen, auf die alternative Antriebstechnik hin. Ein Wechsel sei zwar immer auch mit Umstellungen verbunden, „aber man kann damit gut zurechtkommen“, ermuntert Warhold.

„Schnell nette Leute kennenlernen“

Auch längere Urlaubsfahrten bereiteten inzwischen keine Probleme mehr. Wegen der regional noch weit verstreuten Ladestationen müsse etwas genauer geplant werden, wenn es aber trotzdem mal eng werde mit der Batteriekapazität, könne man auf der Suche nach einer Steckdose „schnell nette Leute kennenlernen“, nimmt Warhold die Übergangsphase mit Humor.

Mit dem Nissan Leaf beteiligt sich Warhold auch immer an Informations- und Werbeveranstaltungen wie dem Youngtimer-Treffen im vergangenen Herbst auf dem Ostermanngelände. Die Resonanz lasse allerdings auch dabei zu wünschen übrig. Seitens der Händlerschaft, weil nur drei Autohäuser mitgemacht hätten, und seitens der Besucher: „Sie unterhalten sich meist mit denen, die schon ein E-Auto fahren.“ Wieviele Leaf hat er bisher insgesamt verkauft? „Eigentlich nur einen“.


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